Seeleute haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein höheres Risiko, übergewichtig zu werden. Da die Auswahl an Lebensmitteln auf Handelsschiffen begrenzt ist und alle Mahlzeiten vom Koch zubereitet werden, ist es für die Gesundheit der Seeleute wichtig, die Verpflegung an Bord zu optimieren.
Um mehr über die Ernährungssituation zu erfahren, hat das wissenschaftliche Team des ZfAM und IVDP Interviews und Fragebögen an Bord durchgeführt.
Die Ergebnisse waren wie folgt: Die Ernährung an Bord enthielt viel Fett und Natrium, war aber arm an Ballaststoffen, und die Aufnahme von Nährstoffen entsprach bei den meisten Seeleuten nicht den offiziellen Empfehlungen. Darüber hinaus unterschieden sich die auf Handelsschiffen verzehrten Lebensmittel und Getränke erheblich von der Ernährung der Seeleute in ihren Heimatländern. Asiatische und europäische Seeleute gaben an, mehr Obst und Gemüse, aber weniger Cola zu konsumieren als zu Hause. Zusätzlich gab es kulturelle Unterschiede bei allen Lebensmitteln und Getränken.
Die Ergebnisse weisen auf die Notwendigkeit nachhaltiger Veränderungen im Versorgungssystem an Bord von Handelsschiffen hin, um die Verpflegung bedarfsgerechter, kulturspezifischer und insgesamt gesünder zu gestalten.
Solche Veränderungen sind sowohl im großen als auch im kleinen Maßstab erforderlich und müssen nicht nur den Koch, sondern auch alle anderen Ebenen einbeziehen, die an der maritimen Ernährung beteiligt sind, wie etwa die gesetzlichen Richtlinien und deren Umsetzung durch die Reedereien.
Als vielversprechende Strategie zur Beeinflussung der Lebensmittelauswahl und -aufnahme an Bord sollten die Grundsätze des Nudging angewendet werden, wie z. B. das Anbieten von Obst und Gemüse als Vorspeise und das Eintreten für vitaminschonende Garmethoden bei der Lebensmittelzubereitung.