Es werden sowohl der Einsatz der Gesundheitsplattform als auch die Gesundheitskompetenz nach der mindestens zweimonatigen Intervention auf dem Schiff evaluiert.
In Arbeitspaket 6 erfolgt die Evaluation der verschiedenen Bestandteile der Intervention und Implementierung der Gesundheitsplattform (siehe Arbeitspaket 5) auf den vier vorgesehenen Kauffahrteischiffen. Die Evaluation beinhaltet verschiedene Komponenten.
Im Sinne einer Prozessevaluation erfolgt eine Bewertung der Anwenderfreundlichkeit, Praktikabilität und Zufriedenheit der nautischen Offiziere mit der Gesundheitsplattform. Sowohl direkt nach der initialen Installation und Einführung, während der zehnmonatigen Implementierungsphase als auch nach der Intervention werden die Anwender an Bord zu ihren Eindrücken und Erfahrungen mit der Gesundheitsplattform befragt. Mit gezielten, auf Basis der in den vorherigen Arbeitspaketen festgelegten Modulinhalte zu entwickelnden Fragebögen sollen die Offiziere jedes einzelne Modul bewerten und Optimierungsvorschläge bzw. Veränderungsbedarf formulieren.
Zudem werden zur Prozessevaluation relevante technischen Funktionalitäten der Gesundheitsplattform kontinuierlich aufgezeichnet, überprüft und ausgewertet, beispielsweise die Verfügbarkeit und Stabilität der Datenübertragung für telemedizinische Anwendungen oder Systemfehler bzw. Systemabstürze der Gesundheitsplattform und einzelner Module.
Auf Basis der kontinuierlichen inhaltlichen, anwendungsbezogenen und technischen Prozessevaluation erfolgt die sukzessive Anpassung der verschiedenen Plattform-Apps sowie der Implementierung an Bord.
Es sollen die Gesundheitskompetenz sowie ausgewählte gesundheitsrelevante Verhaltensweisen und lifestyle-bezogene Aspekte (wie etwa Ernährung, Rauchverhalten und Alkoholkonsum) der Crewmitglieder nach einer mindestens zwei-monatigen Intervention an Bord (siehe Arbeitspaket 5) erhoben werden. Aufgrund der Besonderheiten des Studiensettings und bisher weitgehend fehlender wissenschaftlicher Untersuchungen von Interventionen zur Gesundheitsförderung in der Handelsschifffahrt erfolgt die Evaluation primär im Sinne der Feasibility einer Pilotstudie.
Zudem sollen in einem Vorher-Nachher-Design ausgewählte Parameter (Gesundheitskompetenz, gesundheitsrelevantes Verhalten, Lifestyle-Faktoren) prä- und postinterventionell verglichen werden, um mögliche Effekte zu detektieren. Die Erhebung soll zu verschiedenen Zeitpunkten T0 (vor Beginn der Intervention), T1 (nach zwei Monaten), T2 (am Ende der Intervention) und – sofern logistisch möglich – T3 (Follow-up 6 Monate nach Ende der Intervention) erfolgen. Die verschiedenen Effektparameter und deren Erhebungsinstrumente werden auf Basis der in Arbeitspaket 3 durchgeführten Bedarfsanalyse sowie der im Arbeitspaket 4 und Arbeitspaket 5 gestalteten und umgesetzten Intervention entwickelt und ausgewählt.
Es ist vorgesehen, etablierte und validierte Erhebungsinstrumente einzusetzen, wo immer dies möglich und sinnvoll ist. Beispielhaft genannt seien hier der standardisierte europäische Fragebogen zur Gesundheitskompetenz (HLS-EU-Q47, Kurzversion HLS-EU-Q16), der Short Form Fragebogen (SF-36, Kurzversion SF-12) zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität, der IPAQ-SF (International Physical Activity Questionnaire Short Form) zur körperlichen Aktivität und 24-Stunden-Recalls zur Ernährung.
Aufgrund der Besonderheiten des Settings Handelsschifffahrt werden jedoch auch Erhebungsinstrumente eigens für die geplante Studie entwickelt bzw. aus den etablierten Instrumenten angepasst werden müssen. Beispielsweise soll die Schiffsbesatzung die spezifische Intervention und deren Komponenten sowie den Interventionserfolg subjektiv bewerten, wofür die Entwicklung eines spezifischen Erhebungsinstrumentes notwendig ist.
Dieser Part dient primär der Evaluation der Durchführbarkeit und Machbarkeit einer gesundheitsfördernden Intervention bei Schiffsbesatzungen auf Handelsschiffen im Sinne einer Pilotstudie, der sich – im erfolgreichen Falle – weitere Studien in größeren Kollektiven anschließen sollten.
Der in Arbeitspaket 4 beschriebene Ansatz zur gesünderen Ernährung mittels größerer Auswahl und optisch ansprechender Präsentation gesunder Speisen (Nudging-Ansatz) soll im Sinne der Umsetzbarkeit und Pilotierung auf zwei der vier Handelsschiffe evaluiert werden. Dabei werden sowohl das verantwortliche Personal der Schiffsküche als auch die Besatzung in ihrer Funktion als Konsumenten bezüglich Machbarkeit, Zufriedenheit mit Präsentation und Auswahl sowie tatsächlicher Essenswahl (Recall-Methode) vor und nach der Intervention befragt.
Im Rahmen einer kursorischen Evaluation können die Recall-Ergebnisse der zwei Schiffe mit dem Nudging-Ansatz mit jenen Ernährungsrecalls der beiden anderen Schiffe mit konventionellem Speisenangebot verglichen werden. Dies ermöglicht, im eingeschränkten Setting der vorliegenden Studie, eine Einschätzung, ob das Nudging-Angebot angenommen wird und durch die Reedereien breiter getestet und eingeführt werden sollte.
Federführender Partner
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM)
Seewartenstraße 10
20459 Hamburg
Laufzeit
ca. 25 Monate